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Buch - Franz Kaindl

Franz Kaindl
ROBERT KEIL - Die Suche nach Essentiellem

"Nicht unseren Hunger nach Brot wollen wir aussprechen, sondern unseren Hunger nach einem anderen, einem besseren Dasein. Was wir sprachen von Gott, und Gott, der schwieg, so wie die Natur um uns schwieg."

Es muß schon etwas Besonderes und Bemerkenswertes sein um einen Mann, der solche Sätze in einem Bericht über seine und seiner Kriegskameraden Zeit in einem sibirischen Gefangenenlager einfügt. Besonders, weil die gesamte erschütternde Niederschrift kein Wort nach Vergeltung, kein Wort des Hasses gegenüber den Peinigern und Mördern, kein Wort des Abscheus gegenüber der menschlichen Niedertracht der Mitgefangenen enthält... "All ihr meine Toten, verzeiht mir, daß ich lebe, daß ich atme, daß ich die Sonne sehe. Doch es blieb mir Schwereres, ich mußte leben" , schreibt Robert Keil in einem ersten Vorwort zum Sibirienbericht. Soll vom Leben und Wesen des Künstlers die Rede sein, so wird man nur zögernd der Biographie den ersten Platz einräumen, denn der Ausgangspunkt seines Künstertums ist seine stete Auseinandersetzung mit der Existenz des Menschen zu Gott, Leben und Tod......Er gerät, man könnte sagen, wieder fast selbstverständlich, in den Kreis um den katholischen Philosophen Romano Guardini. Rudilf Schwarz ist dort zu finden, Hans Waldmann, Walter Dierks, moderne Maler ebenso, welche Mitte der zwanziger Jahre neue Ansätze für ihre Kunst zu erhalten hoffen.... 1926 lernt er Pater Wilibrord Verkade (Priester in Beuron) kennen und eignet sich bei Sepp Kneer grundlegende handwerklich Fertigkeiten an....Robert Keil schreibt Ende Mail 1972: "Das scheint mir die Aufgabe des wahren Künstlers zu sein - sehr persönlich verschlossen und einsam - aber zugleich Brückenbauer für eine gereinigte Art des Sehens, der Existenzerfahrung, um damit zu einer Form von neuem, dabei aber immer gleichbleibendem Bemühen um Menschliche Werte zu gelangen und in diesen zu leben. "Sowohl Inhalt als auch Diktion dieses Bekenntnisses eines fast siebzigjährigen Künstlers zeigen, wie sehr Keil von den frühen Jahren seiner Kunstfindung und der geistigen Auseinandersetzung um seinen Glauben geprägt wird und auch wie sehr er sich Zeit seines Lebens damit auseinandersetzt. Ideale wehen uns an und Sendungsauftrag....

Der "wahre" Künstler hat eine Aufgabe zu erfüllen, "die Welt, seine Erfahrung, seine Eindrücke - all dies kann er in Form und Farbe zeigen - indem er verschlüsselt, sozusagen im Raum füllender Weite und Ergriffenheit von dem Ausbruche aus dem Chaos

Korrespondierung zu Ölbildern

Das "Zeichensetzen" innerhalb dieser Determinierung tritt zwar auch in der Bilderwelt Robert Keils auf, doch scheint es, daß er darunter auch jenen humanen Akt versteht, der den Betrachter von der formalen Welt der Kunst wegführt und in eine eschatologisch gegründete Situation entläßt..... Er malt weder Gegenständlichkeit noch Dinglichkeiten, er sucht deren geistige Wesenhaftigkeit .... Der subjektiven Erregung beim Anblick des Meeres folgt später beim Malen im Atelier nicht nur der Nachvollzug, sondern auch die überlegende Phase des Bildkomponierens des Aufteilens der Farbflüsse, auch des Auswahl-"unten habe ich das Violett durchgezogen"- der Farben. Das Bild entsteht aus den Komponenten der psychischen Erregung, die auf einem Gefühlsniveau gehalten wird und einem "Malvorgang bei dem, wie Keil sagt, das Denken ausgeschaltet ist", der aber bestimmt ist durch vorangegangene Überlegungen und Erfahrungen...

Aufgrund der Altersgebrechlichkeit nicht mehr an der Staffelei arbeiten zu können, verfällt er auf keramische Experimente - hier kann er sitzen, auch Neuland betreten. Neben etwas achtzig Kacheln (20x20cm) entstehen mehr als 150 Rundteller. Das Formelement "rund", als Kreis, als Sonne, erscheint immer wider in seinen Arbeiten.... In diesen Rundtellern nun läßt er gleichsam als Alterswerk all seine gesammelte Kunsterfahrung einfließen: Linie wird zum Dialog, Farbe erhält verdichteten Symbolwert.

Der Künstler Keil hält nochmals Zwiesprache mit dem Menschen Keil, das große Gesprächsthema ist der Schöpfergott, sein Sichtbarwerden in der Welt, das Geheimnis seines Seins, in das der Maler, der "in Demut die Welt, wie er sie sieht, deuten" wollte, zu guter letzt zurückgenommen wird.